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Von Frühgeborenen-Nahrung bis Zytostatika: Was kann eigentlich eine Klinik-Apotheke?

Pressemitteilung Von Frühgeborenen-Nahrung bis Zytostatika: Was kann eigentlich eine Klinik-Apotheke?
In den Labors und Lagerräumen der Klinik-Apotheke laufen viele Aufgaben zusammen, die Leiter Dr. Stefan Günther im Team koordiniert. Prüfen und Kontrollieren gehört dazu.

Im Rems-Murr-Klinikum Winnenden stellen Spezialisten hochwirksame Medikamente her, die den Patienten zugutekommen – kleinsten Babys oder an Krebs erkrankten Menschen

Winnenden. Haube, Maske, Handschuhe, Kittel kennt im Krankenhaus jeder. Klar, denn penible Hygiene ist oberstes Gebot vom OP bis zur Instrumenten-Desinfektion. Aber ein Team, das hinter Doppelglas und in blütenweißer Verhüllung versiert mit Fläschchen, Pipetten und geheimnisvollen Flüssigkeiten hantiert: Diese Überraschung verbirgt sich hinter den Kulissen der Klinik-Apotheke im Rems-Murr-Klinikum Winnenden, und zwar nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über.

Gleich öffnet sich wieder ein Türchen. „Wir schauen uns jetzt unseren Reinraum an“, sagt Chef-Apotheker Dr. Stefan Günther, ehe Männer und Frauen getrennt voneinander in die Umkleidekabinen huschen, um sich wieder im Vorraum zum Reinraum zu treffen. Was dort hinter schützendem Glas läuft, wirkt wie eine Episode aus dem Hochsicherheitstrakt eines Science-Fiction-Films: „Die Teamkolleginnen stellen Zytostatika-Zubereitungen her. Zytostatika sind hochwirksame Medikamente, die in der Krebstherapie die Teilung der Tumorzellen stoppen. Wir bereiten sie hier im Klinikum selbst zu, und zwar individuell für jede Patientin und jeden Patienten unserer Onkologie. Dabei richten wir uns streng nach den ärztlichen Anweisungen zur Art der Therapie sowie nach Körpergröße und Gewicht der Erkrankten. Meist werden Minuten bis Stunden vor dem Zubereiten und Verabreichen noch die Laborwerte ermittelt, damit alles passt.“

Die Luft ist rein, jeder Handgriff eingespielt, Blicke genügen zwischen den beiden Kolleginnen, die heute im Reinraum rasch und routiniert an der Sicherheitswerkbank ihren Dienst leisten. Kein Wort dringt zu uns nach draußen; einzige Verbindung ist das Telefon. „Die Herstellung von Zytostatika fordert sehr viel Konzentration, Disziplin und Zuverlässigkeit. Das Produkt muss frei von Keimen sein, weil Krebspatienten meist immungeschwächt sind. Umgekehrt müssen wir auch unser Personal vor den hochwirksamen Substanzen schützen“, sagt Günther. „Weil sich kleinste Fehler schwerwiegend auswirken könnten, arbeitet hier wie überall in unserer Apotheke ein hochqualifiziertes und aufwändig geschultes pharmazeutisches Team.“

Mehr als 18.000 moderne Zytostatika-Zubereitungen verlassen jedes Jahr die Klinik-Apotheke. Sauber, korrekt dosiert und frisch müssen die rettenden Lösungen sein, damit sie vom hauseigenen Transportdienst erst in die Onkologische Fachabteilung und dort rasch und sicher in den Körper gelangen, wo sie den Krebs stoppen können: Je nach Tumor und Schwere der Erkrankung werden sie bei der Chemotherapie, die eigentlich korrekt Zytostatika-Therapie heißt, in die Vene, in die Muskeln, unter die Haut oder auch ins Nervenwasser der Erkrankten gespritzt.

Das ist beeindruckend, doch das 21-köpfige Apotheken-Team kann noch mehr. Stefan Günther greift in eine Schublade und holt einen Plastikbeutel heraus, der ebenfalls Leben retten kann – bei den kleinsten Schützlingen im Perinatalzentrum Level 1 der Rems-Murr-Kliniken, die direkt nach der Geburt noch nicht genug Kraft und Reflexe haben, um schon selbst trinken zu können. „Wir stellen in der Klinik-Apotheke auch Ernährungslösungen für die parenterale Anwendung bei Frühgeborenen her“, sagt Krankenhausapotheker Günther, der sich freut, die Teams in der Kinderklinik unterstützen zu können. Parenteral heißt: Diese Nahrung gelangt noch nicht über Mund und Darm in den winzigen Körper, sondern über den Blutkreislauf.

Im Infusionsbeutel steckt steril, chemisch stabil und im Notfall sofort verfügbar alles drin, was ein Frühchen erstmal zum Leben braucht: Aminosäuren, Kohlenhydrate, Elektrolyte, Fette, Spurenelemente und Vitamine. „Diese komplexen, sterilen Mischungen gibt es im Handel nicht zu kaufen, weil sich die Standardherstellung im großen Stil für die Industrie nicht lohnt. Deshalb stellen wir diese Mischungen für Frühgeborene oder auch sehr kranke Reifgeborene aseptisch in vielen Schritten von Hand selbst her. Auch dafür nutzen wir unsere Reinräume und Sicherheitswerkbänke.“

Für die Rems-Murr-Kliniken vom Perinatalzentrum bis zur Onkologie ist die Klinik-Apotheke ein Segen. Denn natürlich werden auch alle anderen Stationen an den Klinik-Standorten Winnenden und Schorndorf über eine ausgefeilte Logistik pünktlich mit allen notwendigen Medikamenten versorgt. 4.000 Packungen mit teils lebenswichtigen Arzneimitteln verlassen täglich die Apotheke. Bis 10.00 Uhr im digitalen Katalog bestellt, werden sie automatisch kommissioniert und noch am selben Tag auf Station geliefert. „Unsere rund 40 Stationen mit fast 1.000 Betten und mehr als 60 Funktionsbereichen an zwei Standorten sind sehr dankbar für diesen hochkompetenten und zuverlässigen Service“, sagt Klinik-Geschäftsführer André Mertel. „Unsere Apotheke ist ein perfektes Beispiel dafür, dass solche zentralen Versorgungsbereiche unerlässlich sind, um die ärztliche und pflegerische Leistung der Kliniken zu unterstützen. So wurden beispielsweise zu Beginn der Pandemie Desinfektionsmittel selbst hergestellt.“

Manchmal sind es kleine Dinge, die große Wirkung zeigen: Als im Winter 2021/2022 aufgrund der vielen Atemwegserkrankungen die Arzneimittel vor allem für Kinder knapp wurden, hat die Winnender Klinik-Apotheke kurzerhand die Eigenproduktion an Fiebersäften und -zäpfchen aufgenommen. Und wie sieht es diesen Winter aus? Stefan Günthers Blick wandert an den Regalen entlang. „Wir haben nach dem allgemeinen Engpass im vergangenen Winter vorgesorgt und unsere Vorräte vergrößert. Deshalb blicken wir aus Sicht der Apotheke weiterhin entspannt auf die Versorgungslage auch im ausklingenden Winter.“

Weitere Informationen über die Rems-Murr-Kliniken gibt es im Internet unter www.rems-murr-kliniken.de und in den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und YouTube.

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