
Am 1. Oktober 2025 startet das Medizinische Versorgungszentrum für Kinder- und Jugendmedizin / „Wir freuen uns, dass wir den Familien vor Ort helfen können“
Winnenden/Schorndorf. Eltern im Raum Backnang können aufatmen: Die Rems-Murr-Kliniken und der Rems-Murr-Kreis gründen ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) für Kinder- und Jugendmedizin. „Wir erhalten damit den kinderärztlichen Kassensitz in Backnang, der durch den Weggang der niedergelassenen Kinderärztin Sabina Delic-Bikic wegzufallen drohte“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken. Er ist mehr als erleichtert über diese Lösung, die zeitweilig eine Zitterpartie war. „Es war tatsächlich alles andere als einfach, in Backnang eine Nachfolgelösung für die Praxis Delic-Bikic zu finden. Es war ein hartes Stück Arbeit und wir haben viel Herzblut investiert, um diese Lösung nun zum 1. Oktober zu ermöglichen und so den Familien vor Ort zu helfen. Mit dem MVZ von Kliniken und Kreis sichern wir die kinderärztliche Versorgung in der Raumschaft Backnang ab.“
Von 30 Kinderarztsitzen an Rems und Murr befinden sich nur weiterhin zwei in Backnang.
Nimmt man die umliegenden nördlichen Gemeinden im Kreisgebiet hinzu, sind es insgesamt fünf. „Die drohende Versorgungslücke war der Grund, dass wir uns als Landkreis mit unseren Kliniken der Verantwortung gestellt und ein MVZ für Kinder- und Jugendmedizin gegründet haben“, sagt Sigel. Gleichzeitig macht er klar: „Wir haben uns um diese Aufgabe nicht gerissen, denn die Zuständigkeit des Landkreises beschränkt sich eigentlich auf die stationäre medizinische Versorgung. Als sich allerdings abzeichnete, dass es vom 1. Juli an Nachfolgeprobleme geben wird, haben wir in enger Abstimmung mit den niedergelassenen Ärzten, mit der Stadt Backnang und mit den Gremien des Kreises diskutiert, mit welchem Modell und Personal wir die ambulante Versorgung der Kinder und Jugendlichen in der Backnanger Raumschaft sichern können.“
Oberbürgermeister Maximilian Friedrich betont insbesondere das gute Miteinander zwischen der Stadt Backnang und dem Rems-Murr-Kreis: „Ich habe mich mit aller Kraft dafür eingesetzt, dass die kinderärztliche Versorgung in Backnang gesichert bleibt – weil ich weiß, wie viel sie für unsere Familien bedeutet. Dass uns das gemeinsam mit dem Landkreis und den Rems-Murr-Kliniken gelungen ist, zeigt, was möglich ist, wenn wir Verantwortung füreinander übernehmen und gute interkommunale Zusammenarbeit leben. Dieses MVZ ist nicht nur ein medizinisches Angebot, sondern ein starkes Zeichen: Backnang ist eine Stadt, in der Familien und Kinder zählen – heute und in Zukunft.“
Nach Monaten intensiver Bemühungen, Gespräche, Empfehlungen, Verhandlungen, Bewerbungen und Fristverlängerungen für die Übernahme des Kassensitzes war es zu guter Letzt die Stellenausschreibung der Rems-Murr-Kliniken, die gefruchtet hat. „Für die Leitung unseres MVZ konnten wir zum 1. Oktober die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Frau Marina Stepanyan, gewinnen. Sie war bisher in Fellbach tätig und wird in Vollzeit im MVZ Backnang als angestellte Kinderärztin arbeiten. Darüber freue ich mich sehr und wünsche Frau Stepanyan für diese wichtige Aufgabe viel Erfolg“, sagt André Mertel, Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken. „Gleichzeitig danke ich Frau Delic-Bikic für die guten Gespräche, mit denen sie unsere Suche nach einer Nachfolgerin begleitet hat. Und auch dafür, dass wir ihr erfahrenes Praxisteam direkt übernehmen können. Denn so werden wir im MVZ Backnang den bestmöglichen Start haben.“
Für die Rems-Murr-Kliniken ist dies seit 2023 schon das dritte MVZ im Landkreis und, neben dem MVZ für Orthopädie und Unfallchirurgie, das zweite MVZ in Backnang, das in gemeinsamer Trägerschaft mit dem Kreis eröffnet werden kann. Ziel ist es, die große medizinische Expertise der Kliniken auch wohnwortnah den Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stellen und somit sektorenübergreifend die stationäre und ambulante Gesundheitsversorgung im Rems-Murr-Kreis noch enger zu verzahnen. Ein Grund mehr, dass sich Landrat Sigel und Geschäftsführer Mertel auf die MVZ-Eröffnung freuen: „Ziel ist wie bei unserem MVZ für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Winnenden und bei unserem Orthopädischen MVZ in Backnang eine sehr enge Kooperation mit den Fachabteilungen der Rems-Murr-Kliniken – im Fall Kinder- und Jugendmedizin mit unserer Kinderklinik am Klinikum Winnenden unter der Leitung von Chefarzt Prof. Ralf Rauch.“
Bleibt noch die Frage: Wo in Backnang finden die kleinen Patientinnen und Patienten künftig Hilfe?
Auch dafür haben Kreis und Kliniken eine sehr gute Lösung entwickelt: „Das MVZ wird in unserem Gesundheitszentrum unterkommen, und zwar in den Räumen der bisherigen Kassenärztlichen Notfallpraxis“, sagt Landrat Sigel. „Die Räume werden wir dem neuen Zweck entsprechend umgestalten. Somit können wir diese zumindest wieder für die Gesundheitsversorgung nutzen – wenn sie nach der Schließung der KV-Notfallpraxis zum 30. Juni nicht mehr für die Notfallversorgung zur Verfügung stehen können.“
Eigentlich hätten Landrat, Oberbürgermeister und Kliniken hier gerne noch ein weiteres sektorenübergreifendes Projekt wachsen sehen, nämlich den „Gesundheitspunkt“ für die Notfallversorgung. „Leider ist es bislang jedoch nicht gelungen, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen, um als Kreis und Kliniken die Kassenärztliche Vereinigung bei ihrem ambulanten Versorgungauftrag zu unterstützen. Unser Angebot dazu hat die KV abgelehnt. Und nach wie vor gilt unsere Einladung an die KV, sich an Maßnahmen zur Patientensteuerung zu beteiligen, um die wachsende Zahl an Hilfesuchenden zu bewältigen, bevor sie in den Notaufnahmen unserer Kliniken stehen“, betont Landrat Sigel. „Auch dafür werden wir uns im Interesse der Menschen hier im Kreis, insbesondere im Raum Backnang, weiterhin stark machen an allen Stellen und mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.“
Weitere Informationen über die Rems-Murr-Kliniken gibt es im Internet unter www.rems-murr-kliniken.de und in den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und YouTube.