50.000 Euro für ein neues Modellprojekt zur sprachlichen und kulturellen Integration von Auszubildenden in der Pflege
Winnenden/Schorndorf. Der Name ist ein bisschen sperrig, die Idee dahinter umso lebendiger und zukunftsträchtiger: Winnender Sprach- und Simulationsprogramm, kurz: WinnSSim, heißt das neue Modellprojekt, mit dem das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Rems-Murr gGmbH (bzg) künftig seine Auszubildenden fit für den Pflegealltag machen möchte. Das bzg hat das neue Programm entwickelt, dem Land Baden-Württemberg ist das 50.000 Euro wert – aus dem großen Topf einer Gesamtsumme von 1,6 Mio. Euro, mit der die Regierung landesweit 39 Modellprojekte der Sprachförderung von Menschen mit Migrationshintergrund unterstützt (siehe die Pressemitteilung des Landes, Land fördert Modellprojekte der Sprachförderung: Baden-Württemberg.de).
„Für die Pflegeausbildung im Rems-Murr-Kreis ist das eine gute Nachricht, über die ich mich sehr freue – nicht nur wegen des Geldes vom Land, sondern vor allem wegen der Signalwirkung, dass unsere Bemühungen um den Pflegenachwuchs über die Kreisgrenzen hinaus gesehen und gewürdigt werden“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken. Die Kliniken sind gemeinsam mit dem Zentrum für Psychiatrie Winnenden (ZfP) Gesellschafter des bzg Rems-Murr. Deshalb profitieren beide Einrichtungen von Pflegekräften, die künftig dank „WinnSSim“ sprachlich kompetenter, selbstbewusst und wertschätzend mit Patientinnen und Patienten kommunizieren können.
„Genau solche Praxisprojekte brauchen wir dringend, um Menschen aus anderen Nationen gut in unseren Lebens- und Arbeitsalltag einzubinden“, so Sigel, der neben einer Willkommenskultur auch eine Willkommensstruktur im Kreis fördern möchte. „Wir setzen uns als Landkreis mit unseren Kliniken für Vielfalt ein, weil wir überzeugt sind, dass wir gerade in der Pflege in Zukunft jede Hand brauchen, die mit anpackt. Dass wir alles unternehmen, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen, zeigt ja bereits unsere Vision des Bildungs-Campus an unserem Rems-Murr-Klinikum Winnenden: Mit einer solchen räumlichen Zusammenlegung möchten wir die bzg-Pflegeschule künftig noch stärker an die Praxis anbinden. Auch das ist gelebte Integration.“
Sabrina Barschtipan, die neue Geschäftsführerin des bzg Rems-Murr in Doppelspitze mit Marija Eckert-Bilic, freut sich ebenfalls, dass das neue Sprach- und Simulationsprogramm mit Beginn des neuen Ausbildungsjahrgangs am 1. Oktober 2024 etabliert werden konnte und nun sogar Rückenwind durch das Land erfährt. „So startet es sich gut in die neue Funktion, auf die ich mich ebenso freue wie auf die Zusammenarbeit im Tandem mit Marija Eckart-Bilic und mit dem gesamten bzg-Team, das hier tolle, engagierte Ausbildungsarbeit leistet“, sagt Barschtipan. Sie hat unter anderem als stellvertretende Pflegedienstleitung in der Rems-Murr-Klinik Schorndorf jahrelang Praxiserfahrungen gesammelt und parallel ein Studium absolviert, bevor sie in die bzg-Geschäftsführung berufen wurde. Geschäftsführungskollegin Marija Eckert-Bilic ist bisher unter anderem als stellvertretende Pflegedirektorin am ZfP tätig.
Was beinhaltet WinnSSim, und wie profitieren davon sowohl die Auszubildenden als auch die Patientinnen und Patienten in den Kliniken? Das Winnender Sprach- und Simulationsprogramm geht von unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen der Auszubildenden bezüglich der Sprachkompetenz aus und soll die sprachliche Kompetenzentwicklung unterstützen. Sprache ist dabei nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil der Kultur. Das Projekt fördert daher einerseits die Entwicklung von Sprechkompetenz in praktischen pflegerischen Situationen und andererseits die kulturelle Integration von Auszubildenden mit Migrationshintergrund.
WinnSSim besteht aus vier Säulen:
1. Alle Auszubildenden erhalten Sprachunterricht im Team-Teaching zwischen einer Lehrperson mit Qualifikation im Fach Deutsch und einer Pflegepädagogin oder einem Pflegepädagogen.
- Ergänzt wird dieses Training zeit- und ortsunabhängig durch individuelles Sprachtraining mittels einer Lernplattform zum Deutschlernen.
- Simulationsbasiertes Lernen im geschützten realitätsnahen Rahmen, in dem Fehler als Lernanlass erwünscht sind. In solchen Simulations-Szenarien werden die Auszubildenden mit schauspielernden Simulationspersonen konfrontiert und erhalten individuelles Feedback. Die Szenarien werden gemeinsam mit Praktikerinnen und Praktikern aus der Pflege entwickelt.
- Schulsozialarbeit mit Fokus auf die kulturelle Integration.
Mit diesem Vierklang soll erreicht werden, dass Auszubildende sprachliche Kompetenzen und kulturelle Integration erlangen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sie in der pflegerischen Praxis selbstbewusst als Pflegefachkraft agieren und mit Patientinnen und Patienten wertschätzend kommunizieren können.
Im Herbst sind am bzg Rems-Murr zwei Ausbildungsgruppen mit insgesamt 49 Personen gestartet. Ein Teil der Auszubildenden konnte aus anderen Nationen für die Ausbildung als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann gewonnen werden. Diese Auszubildenden kommen erstmals mit der deutschen Sprache im Berufs- und Schulalltag und mit der deutschen Kultur in Berührung.
„Wichtig ist uns, dass es neben den sprachlichen Kompetenzen auch um Unterstützung bei der kulturellen Integration geht“, sagt Geschäftsführerin Eckert-Bilic. „Dabei greifen wir auch individuelle Herausforderungen aus dem Alltag der Auszubildenden auf und entwickeln gemeinsam mit ihnen Lösungsansätze.“
Lust auf Pflegeberufe? Hier sind Informationen zur Ausbildung
Wer sich für eine Ausbildung in der Pflege interessiert oder sich direkt bewerben möchte, findet alle nötigen Infos auf der Webseite des BZG: www.bzg-rm.de
Informationen über die Rems-Murr-Kliniken und Medizin-Videos zu Krankheitsbildern und Therapien gibt es im Internet auf www.rems-murr-kliniken.de und den Social-Media-Kanälen Instagram und YouTube.