Der Landrat und die Rems-Murr-Kliniken widersprechen einer aktuellen Behauptung der Kassenärztlichen Vereinigung / „Zunahme Hilfesuchender in unseren beiden Klinik-Notaufnahmen ist Fakt“
Winnenden/Schorndorf. In den beiden Interdisziplinären Notaufnahmen (INA) der Rems-Murr-Kliniken Winnenden und Schorndorf ist die Zahl der Patientinnen und Patienten deutlich gestiegen, seit die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) die Notfallpraxis am Standort Schorndorf im Oktober 2023 geschlossen hat. Und wenn die KV am 30. Juni nun auch noch die Notfallpraxis in Backnang schließt, erwarten die Kliniken insbesondere am Standort Winnenden eine weitere Zunahme Hilfesuchender, weil den Menschen dann auch in Backnang eine Anlaufstelle fehlen wird.
„Egal wie die Kassenärztliche Vereinigung aktuell argumentiert: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die KV selbst die sektorenübergreifende Notfallversorgung im Kreis mit Schließung der Notfallpraxis Schorndorf stark eingeschränkt hat. Und mit Schließung der KV-Notfallpraxis Backnang wird es weitere Einschnitte geben, die zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger gehen“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel. „Unsere Rems-Murr-Kliniken kompensieren mit ihren beiden Notaufnahmen den Rückzug der KV-Notfallpraxis Schorndorf seit eineinhalb Jahren, so gut sie können. Es ist nicht hinnehmbar, dass sich die KV bei unseren Kliniken und deren Mitarbeitenden für diesen Einsatz nun auch noch mit Zahlen bedankt, welche der Argumentation der KV nützen mögen, aber nicht der Realität unseres Klinik-Alltags entsprechen. Die Zunahme Hilfesuchender in unseren beiden Klinik-Notaufnahmen seit Rückzug der KV ist Fakt“, so Sigel, Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken.
Er bezieht sich damit auf eine Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung mit dem Tenor, es gebe „keine dauerhafte Mehrbelastung für die Notaufnahmen nach Schließung einer Bereitschaftspraxis“. Dazu führt die KV aus, in der Klinik Schorndorf sei „die Inanspruchnahme im Lauf des Jahres 2024 zurückgegangen“.
Die Auswertungen der Rems-Murr-Kliniken sprechen eine andere Sprache. „Es kommt natürlich wie bei jeder Statistik darauf an, was man im Blick haben möchte: Betrachtet man isoliert nur bestimmte Standorte, Zahlen und Zeiträume, oder hat man das große Ganze im Blick“, sagt Klinik-Geschäftsführer André Mertel. „Wenn wir das Gesamtbild der Patientenströme im Kreis und an unseren beiden Klinik-Standorten anschauen, ist die Zunahme der Fallzahlen seit Schließung der KV-Notfallpraxis eindeutig zu belegen: Wir haben 2024 in unseren beiden Klinik-Notaufnahmen zusammen insgesamt 8.136 Patientinnen und Patienten mehr versorgt als noch im Jahr 2023. Dabei beobachten wir im Lauf des Jahres 2024 insbesondere eine Zunahme am Standort Winnenden. Dort haben unsere Mitarbeitenden im vergangenen Jahr pro Monat durchschnittlich 600 Patientinnen und Patienten mehr versorgt als noch 2023.“
Woran liegt das? „Zum einen daran, dass die KV im Oktober 2023 nicht nur ihre Notfallpraxis in Schorndorf geschlossen hat, sondern auch ihre Chirurgische KV-Notfallpraxis in Winnenden. Somit spüren wir allein dadurch bereits eine Mehrbelastung in unserer Klinik-Notaufnahme Winnenden“, so Mertel. „Auf der anderen Seite sehen wir, dass sich Patienten generell stärker zum Standort Winnenden hin orientieren, wenn Hausarztpraxen im Feierabend oder im Wochenende sind. Das ist absolut verständlich, denn wenn eine Anlaufstelle wegbricht, suchen die Menschen eben dort Hilfe, wo sie diese im Kreis zu finden hoffen.“
In Zahlen ausgedrückt sieht das so aus: In der Interdisziplinären Notaufnahme (INA) Winnenden wurden 2023 exakt 48.034 Patientinnen und Patienten versorgt, 2024 waren es bereits 54.916. In der INA Schorndorf wurden 2023 genau 24.173 Patientinnen und Patienten versorgt gegenüber 25.427 im Jahr 2024. Und klar ist für den Landrat ebenso wie für den Geschäftsführer: „Mit Schließung der KV-Notfallpraxis Backnang erwarten wir vor allem im Rems-Murr-Klinikum Winnenden wiederum eine weitere deutliche Zunahme an Patienten in der KV-Notfallpraxis als auch in der Klinik-Notaufnahme. Deshalb unternehmen wir aktuell alle Anstrengungen, um unsere Notaufnahme dafür fit zu machen und um die Ersteinschätzung der vielen Hilfesuchenden, die am Gemeinsamen Tresen mit der KV-Notfallpraxis ankommen werden, mit möglichst wenig zusätzlicher Wartezeit bewältigen zu können.“
Sigel und Mertel verweisen auch darauf, dass der Kreis und die Kliniken genau für dieses Problem bereits frühzeitig eine tragfähige Alternativ-Lösung entwickelt hatten, um den Wegfall der Notfallpraxis Backnang gut und zukunftsorientiert zu kompensieren: „Unser Konzept der Gesundheitspunkte hätte diese Lösung geboten, bei der alle an der Gesundheits- und Notfallversorgung beteiligten Organisationen im Netzwerk zusammenarbeiten könnten zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger. Wir haben der KV damit vorgeschlagen, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen, um als Kreis und Kliniken die KV bei ihrem ambulanten Versorgungauftrag zu unterstützen. Dieses Angebot hat die KV leider abgelehnt. Nach wie vor gilt natürlich auch unsere Einladung an die KV, sich an Maßnahmen zur Patientensteuerung zu beteiligen, um die wachsende Zahl an Hilfesuchenden zu bewältigen. Und zwar bevor sie sich auf den Weg in die Klinik-Notaufnahme machen.“
Weitere Informationen über die Rems-Murr-Kliniken gibt es im Internet unter www.rems-murr-kliniken.de und in den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und YouTube.